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Windhundsport in Deutschland aus tierärztlicher Sicht

Vortrag von © Dieter Michael am 09.11.2003 / DWZRV-Rennvereinstagung

Diesen Titel habe ich spontan Frau Hildebrand telefonisch genannt, als Sie mich fragte, ob ich bereit wäre, anläßlich der Rennvereinstagung einen Vortrag zu halten, je mehr ich das Referat vorbereitete, desto unwohler wurde mir mit diesem Titel, weil

ich bin zwar seit 10 Jahren Bahntierarzt in Münster einschließlich des dreijährigen „Asyls“ des Hamburger Vereins und der Weltmeisterschaft 2001 in Münster, d.h. ich habe viele Rennen miterlebt und betreut und sehr viele Hunde untersucht, aber ich bin nicht der Bahntierarzt für ganz Deutschland, ich kann und will nicht für meine Kolleginnen und Kollegen sprechen, diese haben mit Sicherheit andere Erfahrungen im Windhundsport als ich;

zum Zweiten
ein wichtiger Teilbereich des Windhundsports, nämlich das Coursing, entzieht sich meiner Kenntnis, ich habe nur ein Coursing mal betreut, ich kann mich nur erinnern, das der Hase, der zwar vom Namen her in mein Fachgebiet fällt, aber auch nur vom Namen, ständiger Intensivbetreuung wegen Fehlfunktionen bedurfte und es mittags so heiß war, das die Rennleitung und ich gezwungen waren, das Coursing zu beenden, ich sehe ungläubiges Staunen, entgegen anderslautenden Gerüchten gibt es das in Münster auch und nicht nur Regen, in diesem Jahr hat es bei allen drei Rennen nicht geregnet,

zum Dritten
das Thema so umfassend ist, das ich gut und gerne noch wesentlich länger reden könnte und mich, wie das so meine Art ist, immer mehr in fachlichen Dingen verstricken würde , sodass die Hälfte der Zuhörer zu dieser morgendlichen Stunde bald wieder einschlafen würde.

Ich werde also nur 3-4 mir wichtig erscheinende Gebiete ansprechen, mein Ziel ist es, bei Ihnen einen Nachdenkprozess zu starten der nur eines im Sinn hat, nämlich die geistige und körperliche Gesundheit der Ihnen anvertrauten Windhunde,
das alles hoffentlich nicht zu belehrend , mehr informativ, ich habe die einzelnen Punkte, um es Ihnen etwas leichter zu machen, in etwa wie ein Rennen aufgebaut

a) Beobachtungen bei der Eingangsuntersuchung
b) Gedanken und Informationen zum Aufwärmen der Hunde vor dem Rennen und zum Abtrainieren nach dem Rennen
c) Statistische Zahlen zu Bahnverletzungen der Windhunde
d) Doping

Eingangsuntersuchung

Wie Sie alle wissen, sind seit mehreren Jahren die Eingangsuntersuchungen der Windhunde vor dem Rennen vorgeschrieben, ich möchte Ihnen nur die 2 häufigsten und wichtigsten Kritikpunkte aus tierärztlicher Sicht präsentieren.
Was immer wieder auffällt bei diesen Untersuchungen ist der hohe prozentuale Anteil der vorgestellten Windhunde mit, aus meiner Sicht als Tierarzt, katastrophalen Gebisszuständen.
Hochgradige Entzündungen des Zahnfleisches und daraus folgend Zahnstein, beachten Sie bitte die Reihenfolge, erst die Zahnfleischentzündung und dann Zahnstein, nicht umgekehrt, wie ich es häufiger von den Tierhaltern zu hören bekomme, in fortgeschrittenen Fällen durch diese Gingivitis=Zahnfleischentzündung folgt eine Parodontitis= Entzündungen des zahnhaltenden Knochengewebes sind leider sehr ,sehr häufig zu sehen.
Nun werden einige von Ihnen sich sicherlich fragen, was redet der da, das ist halt so bei Windhunden, genetisch bedingt, da kann man nichts machen, mit ihren Zähnen müssen unsere Hunde doch nicht rennen, was soll das Ganze dann?
Nun, vordergründig betrachtet, haben diese Frager natürlich recht, aber:

Jeder, der mich bei diesen Eingangsuntersuchungen mal genauer beobachtet hat wird vielleicht gesehen haben , dass ich häufig bei den Hunden auch die Kehlgangslymphknoten abtaste, meistens sind diese bei den oben beschriebenen Veränderungen deutlich vergrößert, was bedeutet, dass der gesamte Lymphapparat im Kopfbereich durch die Zahnprobleme chronisch erkrankt ist.
Die Jogger unter Ihnen fordere ich zu einem Selbstversuch auf.
Probieren Sie einfach mal mit Halsschmerzen zu joggen und vergleichen Sie dann Ihre Zeiten
und Ihr körperliches Wohlbefinden mit Ihren Läufen im gesunden Zustand.
Viele von Ihnen werden bisher mit Halsschmerzen so vernünftig gewesen sein, erst gar nicht zu starten, wohlwissend, dass auch kein Humanmediziner dies raten würde, unsere Hunde, nicht durch Vernunft, sondern nur von Hetz- und Beutetrieb gesteuert, der so beherrschend ist, das Hunde mit schwersten und schmerzhaftesten Verletzungen bis ins Ziel (das ist nicht die Ziellinie, die ist nur für uns Menschen, sondern der Hase=Beute) durchlaufen und dann kollabieren, wissen nicht, dass sie eigentlich auf Grund der Halsprobleme nicht starten sollten, da sind Sie als Hundehalter gefordert, zumal die Leistungen der Hunde durch diese Erkrankungen schlechter sind.

Es gibt die Möglichkeit, diesen Problemen der Windhunde vorzubeugen, das Ganze ist, das gebe ich gerne zu, teuer, zeitaufwendig und verlangt vor allem den Einsatz von Ihnen als Hundehalter. wenn ich mir aber vor Augen führe, wieviel Geld für das Wunderschnell-Futter und sonstige Turbo-Futterzusätze, wie sie z.B. bei den fliegenden Händlern auf den Rennen angeboten werden, die alles nur eines im Sinn haben, nämlich die Leistung Ihrer Hunde zu verbessern, kann ich nicht verstehen, warum an den Grundlagen so gespart wird.
Nur ein perfekt gesunder Hund kann auch eine perfekte Leistung bringen.

Nächster häufig gehörter Einwand gegen Gebisssanierungen bei Windhunden ist das Argument: aber das geht doch nur in Narkose und Windhunde sind doch so narkoseempfindlich.
Es ist an der Zeit, mit diesem Gerücht aufzuräumen, dass sich hartnäckig hält, genauso hartnäckig wie, dass Dackel nur wegen ihrer kurzen Beine und ihrem langen Rücken so häufig Dackellähme haben.
In einem Vortrag von Frau Dr. Alef anläßlich einer Tagung der Windhundtierärzte in Weeze wurde von ihr berichtet, dass sie trotz intensiver Suche keine einzige Untersuchung oder Textstelle im In- und Ausland gefunden hatte, die dieses Gerücht in irgendeiner Weise , und sei es auch nur in Ansätzen, untermauert.
Meiner Meinung nach sind viele der sehr bedauerlichen, tödlichen Narkosezwischenfälle darauf zurückzuführen, dass wegen einer Verletzung die Hunde ohne ausreichende Korrektur des durch das Rennen veränderten Flüssigkeitshaushaltes im Körper und ohne ausreichende Stress- und Schockbehandlung in Narkose gelegt worden sind.
Kleiner Einschub:
Wie viele von Ihnen sicherlich wissen, ist der sogenannte Hämatokritwert des Blutes = der prozentuale Anteil von festen Bestandteilen ,hauptsächlich rote Blutkörperchen, bei Windhunden im Vergleich zu anderen Rassen sehr hoch, das Blut ist also sehr „dick“, was sagen Sie dazu, wenn ich Ihnen jetzt mitteile, dass das nicht stimmt?
Es gibt eine Untersuchung , dass bei schlafenden Greyhounds der Hämatokritwert bei 42% liegt, so wie bei anderen Hunden auch, nur durch das Sehen des Hasen steigt der Wert durch Zusammenziehen der Milz auf 61-63%, beim Rennen wird der Wert nochmals um ca. 5-10% gesteigert, d.h. ein Teil der Erklärung für die erstaunlichen körperlichen Leistungen der Windhunde hängt mit dieser Eigenschaft zusammen, in Rennsituationen die Anzahl der Sauerstoffträger im Blut (rote Blutkörperchen) deutlich zu erhöhen, kurzfristig für den Kreislauf kein Problem, aber das Blut ist dann sehr schwer für das Herz zu pumpen, deshalb sollte ein Hund in einem solchen Zustand nicht in Narkose ohne vorherige Korrektur des Hämatokritwertes gelegt werden Ende des Einschubs

Es gibt seit mehreren Jahren moderne und sichere Narkosemanagements und Überwachungsmöglichkeiten, die das Risiko einer Narkose sehr, sehr weit minimieren können, gerade bei Windhunden, die im Gegensatz zu vielen meiner sonstigen Patienten körperlich trainiert und meistens auch nicht verfettet sind, für mich kann ich sagen, dass ich lieber 3 Windhunde in Narkose lege als ein Tier der Marke „in Fell gehülltes, dickes und lebendes Sofakissen“.
Nach einer Gebisssanierung kann das Wiederauftreten der Zahnprobleme durch verschiedene Maßnahmen verhindert bzw. mindestens hinausgezögert werden, wobei die Vorgehensweise von Fall zu Fall ganz unterschiedlich sein kann, es gibt da keinen Königsweg und kein Allheilmittel getreu dem Motto: „billig und hilft immer“ , das sollten Sie mit dem Tierarzt/-ärztin Ihres Vertrauens absprechen.

Krallen/Krallenpflege
ein heikles Thema, zu lang, zu kurz
nach meiner Erfahrung haben ca. 20 % der vorgestellten Hunde zu lange Krallen, generell läßt sich sagen, und das wird auch durch Untersuchungen bestätigt, je länger eine Kralle, desto größer ist die Verletzungsgefahr für die Kralle selbst und die entsprechende Zehe mit ihren Gelenken, Knochen und Bändern, denken Sie nur an die häufigen Kapselrisse,
es liegt also im eigenen Interesse der Tierhalter die Krallen zu pflegen und kurz zu halten ,sei es durch Abschneiden oder Abschleifen.
Wann ist eine Kralle zu lang?
Stellen Sie Ihren Hund auf einen harten Untergrund, wenn Sie ein Blatt Papier unter jede einzelne der Krallen schieben können ,ist die Länge in Ordnung.
Sie können auch mit Ihrem Hund über Fliesen laufen, wenn Sie das typische „Klackern“ hören sind die Krallen zu lang.

Aufwärmen und Abtrainieren

Damit ein Säugetier den sportlichen Belastungen gewachsen ist, muss es gezielt darauf vorbereitet werden, dies geschieht mit Hilfe des Aufwärmens.
Die Hauptaufgabe des Aufwärmens besteht darin, die funktionellen Systeme des Körpers allmählich und zweckmäßig auf das zukünftige Rennen oder Training einzustimmen.
Die Ziele sind:
- Erhöhung der Körperkern- und Muskeltemperatur
- Verbesserung der Funktionsgrößen des Herz-Kreislaufsystems und der Atmung
- Steigerung des Stoffwechsels
um
- höhere sportliche Leistungsfähigkeit
- bessere Belastungsverträglichkeit
- bessere Vorbeugung von Verletzungen
zu erreichen.

Eine Studie aus der Humanmedizin ( tiermedizinische Studien zu diesem Thema sind mir nicht bekannt) hatte zum Ziel ,den Einfluss des Aufwärmens eines Sprintsportlers auf die Laufzeit zu ermitteln.
Für die 100 m Strecke benötigte der Sprinter ohne Aufwärmen eine Zeit von 12,8 sec,
das beste Ergebnis war eine Zeit von 11,4 sec nach einer Aufwärmphase von 30 min bei einer Körperinnentemperatur von 39° Celsius.
Durch das Aufwärmen wird eine Verbesserung der Elastizität und Dehnungsfähigkeit der Muskeln, Sehnen und Bänder erreicht.
In Schulen wird vor Sprintübungen eine Aufwärmzeit von 10-20 min empfohlen, in Vereinen vor dem Training 15-30 min, vor Wettkämpfen 25-45 min.
Die Aufwärmdauer wir von folgenden Faktoren wesentlich beeinflusst:
- Alter (je älter, um so länger)
- Leistungsniveau (je besser, um so intensiver und länger)
- Aussentemperatur (je kälter, um so länger/intensiver)
Das Aufwärmen sollte 5-10 min vor dem Start beendet sein, der Aufwärmeffekt hält etwa 20-30 min an.
Ich betone, das dies alles aus einem Buch für spezielle Didaktik der Sportarten für Leichtathletik stammt, d.h. es ist für Lehrer/innen an unseren Schulen gedacht, nicht für irgendwelche Leichtathletikweltstars, an deren Empfehlungen und Trainingspläne war für mich nicht so einfach ranzukommen, es gilt also für ganz normalen Schulsport, es kommen noch gezielte Dehn – und Kontraktionsübungen hinzu, die unsere Windhunde leider niemals beherrschen werden.

Wie sieht es damit bei unseren Windhunden aus??
Ich kann dazu keine allgemeingültige Aussage abgeben, weil ich nur Teile des Aufwärmprogramms bei einzelnen Tieren als Bahntierarzt mitbekomme, aber wie viele Hundebesitzer halten das rein körperlich durch, selbst wenn, die Hunde stehen dann vor dem Start und kühlen je nach Aussentemperatur wieder ab, gerade die kurzhaarigen Rassen.
Machen Sie sich mal die Mühe und den Spass, einen Internationalen Leichtathletikwettkampf im Fernsehen anzuschauen, sehen Sie, aus wie vielen Schichten Kleidung (hat natürlich auch den Effekt die Sponsoren besser zur Geltung kommen zu lassen) die menschlichen Sprinter sich direkt vor den Startblöcken schälen, glauben Sie mir ,das ist keine Show, das ist notwendig, um die Verletzungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren und nur darum geht es!
Es ist eine Utopie und mein Traum, dass Windhunde ähnlich vorbereitet werden wie die Humansprinter, aber das Ziel, mein Ziel und mein Job ist : null Verletzungen

Was ist nach dem Rennen?
Die wichtigsten Ziele sind:
- Normalisierung von Atem- und Pulsfrequenz
- leichte Bewegung der beanspruchten Muskulatur
- Senken der Körpertemperatur
- Überprüfen des Hundes, ob und welche Verletzungen aufgetreten sind

inwieweit dies in Deutschland durchgeführt wird, insbesondere der letzte Punkt, ich kann es Ihnen nicht sagen, einige Hunde kann ich sehen, viele verlieren sich im immer dichter werdenden Dschungel der Wohnwagen und Wohnmobile, jedoch sehe ich sehr viele Besitzer/innen relativ schnell wieder am Rand der Rennbahn stehen, um sich das nächste/übernächste Rennen anzuschauen, von daher habe ich meine Zweifel. Es gibt eine sehr schöne Anleitung von Dr. James Gannon im Buch „Care of the Racing Greyhound“, American Greyhound Council,Inc.;1994 wie man seinen Hund mit einem Zeitaufwand von 15 Minuten nach einem Rennen überprüfen kann, ich rate Ihnen, machen Sie sich das zu eigen, lernen Sie Ihren Hund und seine Reaktionen auf diese Untersuchungen erstmal zu Hause in ruhiger Atmosphäre und ohne vorherige körperliche Belastung kennen, damit Sie dann andersartige Reaktionen nach einem Rennen, die auf eventuelle Probleme hindeuten, besser einzuschätzen wissen.

Kleinste Verletzungen, die unerkannt bleiben können sich im nächsten Lauf zu einer größeren Verletzung oder zu einem ernsten Problem entwickeln, die menschlichen Sportler können Ihrem Trainer oder Masseur sagen, wo es zwickt und wo es zieht, bei unseren Hunden können wir dies nur durch gründliche Untersuchung feststellen.

Nun zu meinem Steckenpferd, mein persönlicher Kreuzzug
Siegerehrung direkt nach dem Lauf
mein Vorschlag: Wir rennen alle um das Hotel bis wir außer Atem und ausgepowert sind, dann lassen Sie sich ein Halsband von Ihrem Partner umlegen, Sie bekommen nichts zu Trinken, und werden noch nach Luft ringend auf ein Podest gehoben, ist das schön?
Schauen Sie sich mal bei einer Siegerehrung die Augen und Gesichter der Hunde an, ich habe bisher nur bei einigen Besitzern (logischerweise meistens die Vorneplazierten) Glück, Freude und Zufriedenheit gesehen, bei den Hunden einfach nur Stress, Erschöpfung, Durst und möglichst schnell weg, was ist mit dem vorher erwähnten Abtrainieren, ist dies auf dem Siegerpodest möglich ?
Haben Sie in den letzten Jahren, ich weiss, dass ich Sie damit nerve, aber das muss wegen der Gesundheit der Hunde so sein, bei Europa- oder Weltmeisterschaften der Leichtathletik oder bei der Olympiade eine Siegerehrung direkt nach dem Endlauf gesehen, obwohl es doch von der Dramaturgie der Medien grandios wäre und die Einschaltquoten erhöhen würde?

Weil das Aufwärmen und das Abtrainieren so wichtig für die Gesundheit des Athleten ist, sei es nun Mensch oder Hund, hat das Vorrang vor allem anderen, und selbst wenn wir pro Rennsaison nur einem einzigen Hund damit helfen nicht zu erkranken, ist das in meinen Augen tausend mal mehr wert als die berechtigten Glücksgefühle der Hundebesitzer bei der Siegerehrung.

Statistische Zahlen zu Bahnverletzungen der Windhunde

Es gibt in der Windhundszene eine nicht endend wollende Diskussion über das Verletzungsrisiko einzelner Rennbahnen, leider ohne eine einzige, neutrale Untersuchung.
Weltweit gibt es nur 2-3 Untersuchungen, die sich mit diesem Thema befassen
Einer der Studien stammt von Dr. D. Carlson, vorgestellt im Januar 1999 beim 15.International Canine Sports Medicine Symposium in Orlando.
In dieser Studie wurde die Verletzungshäufigkeit im Staat Colorado,USA auf 5 Bahnen über 5 Jahre verfolgt.
Die durchschnittliche Verletzungsrate pro 1000 Starts betrug 2,77 (von 2,4-3,3).
Es stellte sich heraus, dass manche Bahnen höhere Verletzungsraten hatten, z.B.
Bahn A ,14899 Starts, 86 Verletzungen, pro 1000 Starts 5,8 Verletzungen;
Bahn B ,20095 Starts, 28 Verletzungen, pro 1000 Starts 1,4 Verletzungen;
Faktoren, die sich positiv auf das Verletzungsrisiko auswirkten, waren die Bahngeometrie, die
oben genannte Bahn B war mehr eiförmig, guter Zustand der Bahn und der Oberfläche und gutes Wetter.
Negative Faktoren waren schlechtes Wetter( Regen { Verletzungsrate 15,6 pro 1000 Starts}, Schnee, große Hitze, der zu hohe Lehmanteil im Boden und geheizter Boden , beides machte die Bahn zu hart.
Die sogenannte Lag Time, d.h. die Ruhezeit der Hunde ohne Rennen vor einer Verletzung war ebenfalls auffällig, wenn die Hunde zu häufig eingesetzt wurden stieg auch die Verletzungsanfälligkeit, in USA ist die durchschnittliche Ruhezeit für die Greyhounds im professionellen Einsatz 3-5 Tage, Minimum 60 Stunden, dann aber nur ein Rennen.

Die Performance des Hundes, d.h. wie gut ist der Hund hatte ebenfalls einen deutlichen Einfluss auf die Verletzungsanfälligkeit, die guten, schnellen Hunde ( „finished in the money“) hatten häufiger Verletzungen als die langsameren.
Dies ist physikalisch zu erklären, die kinetische Energie eines sich bewegenden Körpers errechnet sich aus der Formel E (Energie)= m (Masse des Körpers) x c² (Geschwindigkeit)
Beispiel:
Hund, 34 kg, 480 m in 30 sec, kinetische Energie 11280
Hund, 34 kg, 480 m in 28,5sec, kinetische Energie 14704
Sie sehen deutlich, wie groß der Unterschied nur durch die höhere Geschwindigkeit ist.
Diese Energie muss von den Sehnen, Muskeln, Bändern und Knochen ausgehalten werden.
Die Rennkarriere der Greyhounds in den USA dauert 2,5- 3 Jahre, wie sehen diese Zahlen in Deutschland aus, es wäre meiner Meinung nach sehr interessant, dies aufzuarbeiten.
Es ist also wichtig, guten und schnellen Hunden mehr Pause zu gönnen.
Ein weiteres Ergebnis dieser Studie waren deutliche Hinweise dafür, dass wenn eine Bahn schneller oder langsamer als normal war, das Verletzungsrisiko stieg, was wahrscheinlich mit der Veränderung der Bahnoberfläche zusammenhing.
Im Buch „Canine Sports Medicine and Surgery“, Autoren Bloomberg, Dee, Taylor, Verlag W.B. Saunders Company ist ein Kapitel der „Racetrack Injury Survey“ gewidmet, in diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen ,welche Verletzungen beim Rennen auftreten und an welcher Stelle der Bahn diese passieren.
Gras oder Sand, bevor ich hier gevierteilt werde, unterlasse ich jede Aussage,
aber ich möchte Ihnen ein paar interessante Zahlen aus Amerika aus der Welt des professionellen Greyhoundrennsports präsentieren:
Die Studie wurde 1990 –1995 bei ca. 50000 Rennen mit insgesamt 400 000 Hunden durchgeführt. Die Gesamtzahl der Verletzungen gliederte sich wie folgt auf:
Muskelverletzungen 9,85%
Frakturen Röhrenknochen 6,15%
Sprunggelenksverletzungen 44,29%
Mittelfussknochen 13,16%
Handwurzelgelenk 4,96%
Zehenverletzungen 7,80%
Muskelkrampf 0,79%

wo passierten die Verletzungen?
Box 2,8%
1.+2.Kurve 59,8%
Gegengerade 8,6%
3.+4. Kurve 19,4%
Zielgerade 11,6%
Auslauf 3,0%
bei einigen Verletzungen war es nicht möglich genau zu bestimmen, wo die Verletzung geschah.
Es gibt auch in den USA eine intensive Diskussion über die Bahngeometrie mit dem Ziel, die Kurven irgendwie zu entschärfen, die statistischen Zahlen sprechen eine zu deutliche Sprache.
Allein durch diese Untersuchungen im Vergleich zu älteren Statistiken konnte man feststellen,
dass die Verletzungen der Sprunggelenke, obwohl immer noch die häufigste Verletzung, etwas zurückgegangen ist, aber leider die Verletzungen im Mittelfussknochenbereich dafür gestiegen sind, die in den Kurven auftretenden enormen Fliehkräfte auf den Körper des Hundes sind also nur verlagert worden, wahrscheinlich durch die größere Bahnneigung und die härteren Oberflächen.
Diese Daten werden anonym erhoben und dazu benutzt, bei entsprechender Häufung von Verletzungen mit den betroffenen Rennbahnen nach Ursachen zu forschen, ein Traum für uns in Deutschland, welcher die verheerende und vollkommen unkonstruktive Diskussion um das Für und Wider einzelner Bahnen zumindestens teilweise zum Schweigen bringen würde, wer soll diese Untersuchungen in Deutschland machen und wer soll das bezahlen?
Nach meinen Erfahrungen in Münster, wo ich nur maximal 50 % der verletzten Hunde tatsächlich untersuchen darf, warum das so ist , keine Ahnung, wird dies nicht möglich sein.
Trotzdem sollte der DWZRV in dieser Richtung tätig werden, eventuell in Kooperation mit einer Tierärztlichen Hochschule z.B. in Rahmen einer Dissertation.

Doping

Ich höre häufig auf Seiten der Windhundbesitzer Unzufriedenheit über die Dopingkontrollen, hohe Kosten und keine positiv getesteten Hunde, das umständliche Verfahren, wenn man stundenlang nach einem Rennen mit seinem Hund spazierengehen muss, um die geforderte Urinmenge zu sammeln, man wäre jetzt lieber in der Kantine, werden als Argumente aufgeführt.

Mitte Oktober wurde auch in der deutschen Presse über ein vermutetes Massendoping von amerikanischen Athleten berichtet, in der Zwischenzeit ist bei einem britischen Sprinter auch die B-Probe positiv getestet worden, was eine 2 jährige Sperre und lebenslanges Teilnahmeverbot an Olympischen Spielen bedeutet.
Es handelt sich um THG (Tetrahydrogestinon), in den USA stehen viele Athleten unter Verdacht, es handelt sich um eine Designerdroge, ein Steroid, welches chemisch verändert wurde einzig und allein um den Nachweis zu verhindern, nicht um ein besseres oder „gesünderes“ Dopingmittel zu haben.
Die Aufdeckung geschah durch einen anonymen Anruf eines renommierten Leichtathletiktrainer bei der USADA inklusive Lieferung des Dopingmittel in einer gebrauchsfertigen Spritze, damit die Nachweislabore überhaupt wissen konnten, wonach sie suchen müssen.
Die Wirkung dieser Substanz hält über Monate an, bisher war das Mittel nur 3 – 7 Tage nach Gabe nachweisbar, THG steigert die Eiweißsynthese im Körper über das normale Maß hinaus und bewirkt damit eine Zunahme an Muskelmasse.
Beim Menschen haben die Steroide, zu denen das THG gehört, einen erhebliche Effekt auf die Psyche, die Leistungsbereitschaft wird erhöht.
THG ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Sicherheitstests unterworfen worden, die normalerweise 4-5 Jahre dauern.
Der Vertrieb dieses Mittels geschah über zwei Firmen, die auch legale Mittel und Nahrungsergänzungen für Bodybuilder vertreiben, in den USA können Sie Anabolika im Internet bestellen, das ist legal.
Risiken der Steroide:
In einer Studie wurde veröffentlicht, dass jeder fünfte US-College Student ( denken Sie nur an die menschlichen Fleischberge im American Football ) Steroide einnimmt, von denen wird fast ein Drittel später opiatabhängig, um ihre Aggressionen, hervorgerufen durch die Steroide, zu dämpfen.
In diesem Licht erscheinen die Kriminalitätszahlen in den USA in einem anderen Licht.
Weitere Nebenwirkungen sind Schäden am Herz-Kreislaufsystem und an den Fortpflanzungsorganen.

Warum erzähle ich Ihnen das?
Wir haben ernstzunehmende ,anonyme Hinweise, dass THG bei einer bestimmten Rasse, welche verrate ich Ihnen ohne konkrete Beweise nicht, bereits in Deutschland im Jahr 2003 eingesetzt wird bzw. wurde, weil es seit ein paar Wochen nachgewiesen werden kann.
Das besonders Verbrecherische ist in meinen Augen darin zu sehen, dass Sie als Mensch eine freie Willensentscheidung tätigen können, ob sie Doping bei sich selbst einsetzen,
der Hund ist nur Opfer, machtlos gegen das was Herrchen oder Frauchen verabreichen.
Im Jahr 2004 wird es in der Rangliste der bestimmten Rasse Überraschungen gebe, vielleicht macht sich ja auch jemand mal die Mühe und arbeitet die Disqualifikationszahlen des Jahres 2003 durch, ich erwarte eigentlich auf Grund der Aggressivitätssteigerung der Steroide eine Zunahme.
Dr. Apelt war im Sommer 2003 fassungslos und bestürzt, weil wie oben gesagt, der Wirkstoff zum damaligen Zeitpunkt nicht nachzuweisen war aber einige Hunde bestimmte körperliche Anzeichen dafür zeigten.
Das alles zeigt, auch wenn die Möglichkeiten und die Effizienz der Dopingkontrollen hinter der Realität hinterherhinken, es muss im Interesse der Gesundheit Ihrer Windhunde weiterhin Dopingkontrollen, nach meiner Meinung noch wesentlich häufiger und wie in der Humanmedizin üblich auch im Training, unangekündigt geben.
Die oben beschriebene Gabe von THG bei Windhunden zeigt, dass offenbar einige, ich betone ausdrücklich wenige, Windhundbesitzer auch vor betrügerischen und kriminellen Methoden nicht zurückschrecken.
Ein Verringern der ohnehin lückenhaften Dopingkontrollen würden Tor und Tür öffnen für noch mehr Manipulationen, die Leidtragenden wären in erster Linie die Hunde, aber auch diejenigen Besitzer, die fair und anständig verhalten haben und werden.

Nehmen Sie ihre Verantwortung für die Gesundheit Ihrer Hunde ernst, sie liegt in Ihren Händen, damit ihre Hunde möglichst lange verletzungsfrei bleiben, es sind Hochleistungsathleten, die eine Hochleistungspflege vor und nach dem Rennen brauchen.
Ich hoffe, dass ich Sie nicht gelangweilt habe und möchte mit einem von mir frei übersetzten Zitat aus dem Buch „Canine Sports Medicine and Surgery“ enden

Ein Gramm Vorbeugung ist genauso viel wert wie eine Tonne Heilung

Anschrift des Verfassers:
Tierärztliche Klinik Dieter Michael
Gremmendorfer Weg 58
48167 Münster